Islam und Moderne
Ein Abriss ueber die innermuslimische Diskussion im 20. Jahrhundert
Taschenbuch – von
In der Arbeit wird deutlich, wie auch die muslimischen Denker versuchten den Islam in die modernen Zeiten zu integrieren ohne dass sie eine antimodernistische Haltung einnahmen, sondern aus ihrer Weltanschauung und ihren vorhandenen Denkmustern heraus versuchten, dem Islam und somit auch den Muslimen ihren Platz in der modernen Welt aufzuzeigen. Sie waren davon überzeugt, dass der Islam ein großes Potential in sich trägt, um an der sich immer stärker globalisierenden Welt zu partizipieren.
Die Arbeit ist in vier größere Kapitel eingeteilt:
- Das erste gibt einen kurzen Überblick über die Geschichte der muslimischen Welt im 20. Jahrhundert. Während die wichtigsten Ereignisse, Zäsuren und Umbrüche nur skizziert werden, stehen die kolonialen Interessen, die Folgen der beiden Weltkriege und die dekolonisierenden Bestrebungen im Vordergrund der Betrachtung.
- Das nächste Kapitel umreißt das Konstrukt „Moderne als Projekt“ aus westlicher Perspektive. So werden die Begriffe Moderne und Modernisierung näher beleuchtet und die wichtigsten Modernisierungstheorien erwähnt, des Weiteren wird kurz auf das Verhältnis des Islam zur Moderne in der westlichen Bewertung eingegangen.
- In Kapitel drei wird die Beziehung des Islam zur Moderne im muslimischen Denken erörtert. Die dabei angeführten Monographien und Gesamtdarstellungen aus dem türkischsprachigen Raum beschäftigen sich intensiv mit den Auswirkungen der Moderne auf die muslimische Welt und im Speziellen auf das muslimische Denken.
- Das letzte Kapitel stellt einen Vergleich der Ansichten zweier bedeutender muslimischer Denker bzw. Gelehrter zu dem Themenkomplex „Der Islam in der Moderne“ dar. Es steht hierbei die Frage im Vordergrund, wie sie der „Modernisierung ohne Entwicklung“ begegneten, die in den einzelnen muslimischen Ländern von Seiten der westlichen Mächte und ihrer Verbündeten vorangetrieben wurde. Durch diese vergleichende Werkanalyse soll auch der Frage nachgegangen werden, ob ein „kollektives Gedächtnis“ in der muslimischen Welt im krisenbeladenen 20. Jahrhundert existiert und wie es sich möglicherweise manifestiert hat.
Was erwartet den Leser? Ein Blick auf den Inhalt verrät mehr:
Einleitung 3
1 Die Geschichte der muslimischen Welt im 20.Jahrhundert 15
1.1 Der Erste Weltkrieg 20
1.2 Der Zweite Weltkrieg 25
1.3 Nachkriegsordnung 30
1.4 Das Ende des Ost-West-Konflikts 35
2 Die Moderne als Projekt aus westlicher Sicht 39
2.1 Annäherung an den Begriff der Modernisierung 39
2.2 Modernisierungstheorien 44
2.3 Kritik und Weiterentwicklung 55
2.4 Das Verhältnis von Islam und Moderne in der westlichen Bewertung 60
3 Das Verhältnis von Islam und Moderne aus muslimischer Sicht 65
3.1 Bewertung der Situation der Muslime 65
3.2 Das islamische Recht 72
3.3 Muslimisches Denken in der Moderne 74
Historischer Abriss über das muslimische Denken 74
Grundzüge des muslimischen Denkens 83
Das muslimische Denken als Ideologie 86
3.4 Islam und Moderne 91
Intellektuelle Grundannahmen 96
Politische Aspekte 111
Soziale Prinzipien 122
Die Geschichte der Schia 126
Ali Schariati, Necip Fazıl Kisakürek und ihre Begegnung mit der Moderne 133
4.1 Ali Schariati 133
Leben, Werk und Wirken 133
Muhammad Iqbal – ein großes Vorbild Ali Schariatis153
Zivilisation 159
Modernisierung 166
Erziehung 171
Soziopolitische Strukturen 181
4.2 Necip Fazıl Kisakürek 194
Leben, Werk und Wirken 194
Said Nursi – ein großes Vorbild Necip Fazıl Kisaküreks 206
Zivilisation 212
Modernisierung 224
Erziehung 229
Soziopolitische Strukturen 235
Schlussbetrachtung 237
Literaturverzeichnis 243
1 Quellen 243
2 Lexika, Handbücher, Nachschlagewerke 247
3 Monographien, Aufsatzsammlungen, Zeitschriften 248
4 Webseiten 272
Ortsregister 275
Personenregister 279
Obwohl der 11. September 2001 einen „neuen, dramatischen Taktwechsel in der Geschichte“ zwischen dem Westen und dem Islam darstellt, steht der Islam seit dem Ende des Ost-West-Konflikts im Zusammenhang mit der Thematik um die Wiederkehr der Religion in der internationalen Politik im Zentrum des Diskurses, wobei dieser unter dem Aspekt der Bedrohung und Gefahr geführt wurde.
AntwortenLöschenUnd spätestens seitdem der Politologe Samuel Huntington für das 21. Jahrhundert einen „Zusammenprall der Zivilisationen“ voraussagte und die islamische Zivilisation als Hauptkonkurrenz des Westens identifiziert wurde, verstärkte und verschärfte sich die Diskussion um den Islam mit dem Ergebnis, dass das vorhandene Islambild sich zu einem aktuellen Feindbild entwickelt hat.
Ausgelöst durch die Iranische Revolution in den Jahren 1978 / 79 und massiv verstärkt durch die Attentate des 11. September 2001 hat sich in der westlichen Perzeption eine Struktur etabliert, die den Islam in hohem Maße mit Gewalt- und Konfliktthemen, wie dem internationalen Terrorismus, in Verbindung bringt. Aus dieser Wahrnehmung heraus wird auch behauptet, dass der so genannte „Islamische Fundamentalismus bzw. Islamismus“ die Moderne bedrohe mit der Begründung, dass der Islam mit der westlichen Modernität nicht zu vereinbaren sei. Um diese Thesenbildung verstehen zu können, muss auf die Gedankenwelt der Aufklärung zurückgegriffen werden, die zu einer Konstante wurde, mit der die Rückständigkeit anderer Kulturen definiert werden konnte.
Die Maßstäbe der Aufklärung wurden auch an die Zustände in der muslimischen Welt angelegt, und als Ursache für deren Rückständigkeit wurde der Islam als Religion verantwortlich gemacht,
der durch seine dogmatischen und mittelalterlichen Lehren nicht in der Lage sei, sich ausreichend zu reformieren, um seinen Platz in der Moderne einnehmen zu können. In diesem Zusammenhang wurde und wird den Muslimen immer wieder vorgeworfen, die Normen des Westens nicht zu beachten, was sich vor allem in der hiesigen Integrations-diskussion widerspiegelt.
Obwohl zum Thema „Der Islam in der Moderne“ diverse Publikationen vorliegen, blieb eine umfassende geschichtswissenschaftliche Aufarbeitung dieses Themenkomplexes bis dato ein Forschungsdesiderat (ein Ding/Objekt, das in einer gegebenen Umgebung fehlt, benötigt wird und erwünscht ist).
Neben einer Vielzahl von journalistischen Veröffentlichungen
beschäftigten sich auch unterschiedliche Wissenschaftsdisziplinen mit diesem Phänomen. Insbesondere die Fachrichtungen Islamwissenschaften, Orientalistik und Politikwissenschaften nahmen sich seit den siebziger Jahren überwiegend dieser Thematik
an.
Einleitung / Ausschnitt
Obgleich die meisten dieser Wissenschaftler die Art und Weise, wie sich westliche Medien mit dem Thema Islam beschäftigen, sowie die Auswirkungen auf die öffentliche Meinungsbildung kritisierten, bildete diese für viele Forschende den Ausgangspunkt ihrer
AntwortenLöschenBetrachtungen.
Aus diesem Grund fragen die meisten Untersuchungen nach dem Aufkommen des so genannten Islamischen Fundamentalismus (Der Begriff des islamischen Fundamentalismus ist problematisch, da darunter alle möglichen unterschiedlichen Erscheinungsformen zusammengefasst werden, die oft nicht zusammengehören.
Siehe dazu Azmi Bishara: Religion und Politik im Nahen und Mittleren Osten), der in den letzten Jahren mit dem „Islamismus“ (Vgl. dazu Tilman Nagel: Islam oder Islamismus? Problem einer Grenzziehung. In: Hans Zehetmair (Hrsg.): Der
Islam. Im Spannungsfeld von Konflikt und Dialog. Wiesbaden 2005. S. 22 ff.) und „Terrorismus“ (Michel Dormal: Terror und Politik. Eine politische Analyse des Islamismus aus Sicht einer kritischen Theorie von Antisemitismus und totaler Herrschaft. Berlin 2009.) in Verbindung gebracht worden ist.
Die Autoren setzen jedoch nicht nur unterschiedliche thematische Schwerpunkte, sondern vertreten auch völlig verschiedene Betrachtungsweisen.